Zur Geschichte der evidenzbasierten Medizin

Das moderne Konzept der evidenzbasierten Medizin wurde seit den 1980er Jahren in Veröffentlichungen verschiedener US-amerikanischer und kanadischer Forschender, Ärztinnen und Ärzte skizziert. Sie hatten die Erfahrung gemacht, dass medizinische Entscheidungen in der klinischen Praxis allzu oft von den Gewohnheiten einzelner Chefärzte oder dem Marketing von Pharmafirmen abhingen. Deshalb forderten sie eine Medizin, deren Behandlungsempfehlungen möglichst gut begründet sind und dem Stand der Wissenschaft entsprechen. Gordon Guyatt von der kanadischen McMaster-Universität verwendete 1990 dafür erstmals den Begriff „evidenzbasierte Medizin“.

Der kanadische Forscher David Sackett veröffentlichte 1996 zusammen mit Kollegen im British Medical Journal den Artikel „Evidence based medicine: What it is and what it isn’t“. Darin definierten sie evidenzbasierte Medizin als „der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten“.

Nach einer neueren Definition spricht man von EbM, wenn bei einer Behandlungsentscheidung das beste verfügbare Wissen aus klinischer Forschung, die Erfahrung des Arztes und die persönlichen Wünsche und Vorstellungen eines Patienten berücksichtigt werden.

Cochrane Collaboration und Cochrane Library

Im Jahr 1993 schlossen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern zusammen, um sogenannte systematische Übersichten (Reviews) zu erstellen. Diese Übersichten sind Zusammenfassungen aller wichtigen Einzelstudien zu einer bestimmten medizinischen Frage. Ihre Organisation nannten sie „Cochrane Collaboration“, nach dem britischen Epidemiologen Archie Cochrane.

Dessen 1972 erschienenes Buch „Effectiveness and Efficiency: Random Reflections on Health Services“ ist ein Grundpfeiler der evidenzbasierten Medizin. Cochranes Veröffentlichungen trugen wesentlich dazu bei, dass randomisierte kontrollierte Studien zunehmend als Standard akzeptiert wurden.

1989 gab der britische Arzt und Wissenschaftler Iain Chalmers das Lehrbuch „Effective care in pregnancy and childbirth“ heraus. Die Erkenntnisse und Empfehlungen dieses Buches stützen sich auf systematische Übersichten und Studienregister. Es gilt als das erste evidenzbasierte Therapiehandbuch und als Vorläufer der Cochrane Library – einer elektronischen Bibliothek, in der seit 1996 systematische Übersichten veröffentlicht werden.

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